Stil haben oder nicht haben.
Reicht es nicht eigentlich, wenn man nur so tut als ob? Als ob man authentisch sei, obwohl man eigentlich nur eine Show abzieht? Als ob einem das Projekt am Herzen liegt, obwohl es einem egal ist, solang es die Miete zahlt? Als ob man eine Strategie hätte, während man in Wahrheit eine ganz andere oder gar keine verfolgt?
Und was ist schon Wahrheit? Wird es jemand merken, wenn ich ein kleines bisschen lüge? Spielt es wirklich eine Rolle? Kann ich dafür zur Verantwortung gezogen werden?
Aus meiner Sicht ist es leicht, etwas zu erkennen, das wirklich authentisch ist:
1. Es ist einfach. Jeder kann es verstehen.
2. Es ist lebendig. Das spürt man deutlich.
Das heißt im Umkehrschluss, dass “so tun als ob” zu Ergebnissen führt, die kompliziert und leblos sind. Es strahlt Abgeschmacktheit aus, ist fade und lässt einen irgendwie kalt. Man fängt an, sich zu langweilen, SMS zu schreiben und in Gedanken den Rest des Tages zu planen (Fitness? Nee, lieber ins Kino mit Dingsda).
Und während da vorn sich jemand sichtbar abstrampelt, um die anderen von seiner Ernsthaftigkeit und der logischen Richtigkeit der Ergebnisse zu überzeugen, schläft der Raum voller Zuhörer ein. Egal ob es eine Präsentation, ein Projektplan oder eine Gestaltung ist. Ist es kompliziert und geistlos? Dann tut jemand nur so als ob.
Ich kann die Motivation verstehen. Es gibt tausend Interessen, tausend Kriterien und den eigenen Wunsch nach schnellem, einfachem Erfolg (oder schnellem einfachem Geld). Vielleicht ist man auch besonders talentiert darin, andere zu blenden und zu benebeln und sofortigen Beifall einzukassieren.
Aber wie schade um die schöne Zeit! Wie schade um’s echte Leben. Wie schade um das viele Geld, das von irgendwo her kommt, und das man auch einem sinnvolleren Zweck zuführen könnte – wenn man es schon ausgibt.
Und es ist so anstrengend, zu verhindern, dass es jemandem auffällt. Denn wer so tut als ob, nimmt ja an, allen Ernstes, es würde niemand merken. Irrtum. Er befindet sich einfach nur im Kreis von Gleichgesinnten, die mit ihm (oder ihr) gemeinsam so tun als ob. Eine Verschwörung der Zahnpastalächler. “Eh alles super!”. Bis es irgendwann nicht mehr super ist. Und dann ist eben auch die Kooperation nur eine scheinbare gewesen, ohne Loyalität, ohne Verbindlichkeit, ohne Rücksicht.
Da lass ich mich lieber belächeln und auslachen für das, was ich wirklich bin, wirklich meine und wirklich tun will. Und suche andere, die das genau so handhaben, und die eine Kooperation auf Augenhöhe zu schätzen wissen. Um gemeinsam Ergebnisse zu erzielen, die ganz ehrlich, ganz lebendig und ganz einfach sind, und die einen tiefen Eindruck hinterlassen. Einfach schön.
Das, sagt Arthur Schopenhauer, ist die Definition von Stil.